Brutal und ohne Scham beschreibt Pavel Hak in seinem Roman Trans die elende Wirklichkeit von Menschen auf der Flucht.

Irgendein Land in Asien. Ein Staat, der seine Bürger unterdrückt, sie mit Gewalt daran hindert, das Land zu verlassen. Ein Staat, der seine Bürger verhungern lässt und die Toten wie Müll beseitigt. Ein Land, wo Menschen, um zu überleben, Menschen essen müssen. Wehe dem, der in die Fänge der Polizei gerät. Gnadenlos und willkürlich werden Frauen und Männer verhaftet. Brutale Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Wer es wagt, aufzumucken, wird ermordet. Hier lebt Wu Tse, der von der Freiheit träumt und irgendwo anderes auf ein besseres Leben hofft.

Mit Hilfe von Schleppern gelingt ihm die lebensgefährliche Flucht. Doch als Illegaler in einem fremden Land ist er schutzlos den Menschenhändlern ausgeliefert. Wie Sklaven haust er mit anderen unter menschenunwürdigen und unhygienischen Bedingungen in einer Hütte, atmet Umweltgifte ein, arbeitet bis zum Umfallen und bekommt dafür wenig oder gar kein Geld. In diesem Lager ist auch Kwan, die geflohen ist, weil sie eine Hure werden sollte. Mit Wu Tse plant sie einen Raubmord, um sich Geld für die Flucht zu beschaffen. Nach der Tat trennen sich ihre Wege. Wu Tse vertraut sich einem rostigen schwimmenden Sarg an. Zu Hunderten sitzen sie hier dicht gedrängt unter Deck, inmitten menschlicher Exkremente, kein Tageslicht, nur stechender Uringestank in der Nase. „ Sie sind aufgebrochen, um eine Zukunft zu haben, und nun sind sie in den Eingeweiden dieses Schrotthaufens...“, der, verlassen von der Schiffsbesatzung, im Meer versinkt. Wie durch ein Wunder überlebt Wu Tse und strandet auf einer Insel. Hier erwarten ihn neben einem gefährlichen Virus, wilde Menschenfresser und ein durchgeknallter perverser und machtlüsterner Wissenschaftler, der ihn für Experimente missbrauchen will. Wieder eine Flucht und nach vielen Bedrohungen schließlich die vorübergehende Aufenthaltserlaubnis in einem zukunftsversprechenden Land. Doch, aus der Traum von Freiheit, denn Wu Tse wird weiterhin erniedrigt und gejagt. Was bleibt sind „Vom Leben aufgezehrte Wesen.“

Trans ist knallhart. Denn Trans zeigt eine gnadenlose eiskalte Wirklichkeit, in der Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Elend schließlich ihre Hoffnung auf ein besseres Leben aufgeben müssen. Pavel Hak‘s Figuren sind Unterdrückte, Flüchtlinge, Illegale, Asylanten, kämpfen ums nackte Überleben, werden wie Sklaven behandelt, sind der Willkür ausgesetzt, werden erniedrigt, brutal vergewaltigt, ermordet und weggeschmissen. Trans ist ein klirrend scharfer Roman über Flucht, Brutalität, Tod und rohem obszönen Sex.

Pavel Hak, Trans, Roman, Aus dem Französischen von Ronald Voullié, Titel der französischen Ausgabe: Trans, Reihe: Literatur, 160 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag, diaphanes, Zürich-Berlin 2008, ISBN 978-3-03734-044-8, 16,90 / CHF 29,90

© Soraya Levin